Zölle als Risiko: Trumps Kurs belastet Amerikas wirtschaftliche Stabilität

Unsichere Märkte, vorsichtige Verbraucher, schwankender Handel – wohin steuert die US-Wirtschaft wirklich?

by Eva Hoffmann
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Trumps Zollerhöhungen verschärfen die globale Lage

Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus setzt Donald Trump auf aggressive Handelspolitik. Trotz massiver Kritik aus Wirtschaftskreisen erhöhte er die Zölle zunächst auf Importe aus Mexiko, Kanada und China. Bald folgten Abgaben auf Stahl, Aluminium und Autos. Am selbsternannten „Tag der Befreiung“ im April weiteten sich die Zölle auf zahlreiche weitere Länder aus. Diese Maßnahmen erschütterten die Märkte und behinderten den Handel. Doch unter wachsendem Druck legte Trump eine 90-tägige Pause ein. Diese Frist endet am 9. Juli. Bis dahin beobachtet das Weiße Haus die wirtschaftliche Entwicklung genau. Ob Trump dann erneut eskaliert, bleibt offen.


Finanzmärkte schwanken zwischen Verlust und Hoffnung

Die Börsen reagierten sofort auf Trumps Kurs. Der S&P 500 stürzte im April um rund 12 % ab, als die Pläne vollständig bekannt wurden. Die angekündigten Zölle umfassten 20 % auf EU-Produkte, 145 % auf chinesische Güter und 46 % auf vietnamesische Waren. Nach einem Deal mit Vietnam bleiben nun 20 % bestehen. Trump reduzierte außerdem seine Zölle allgemein auf 10 %, woraufhin sich der Markt erholte. Der S&P 500 liegt mittlerweile rund 6 % über dem Stand zu Jahresbeginn. Dennoch bleiben zollanfällige Branchen wie Handel und Automobil unter Druck. Analystin Liz Ann Sonders warnt vor zu viel Gelassenheit – erneute Zollerhöhungen könnten erneut Panik auslösen.


Einfuhrmuster verändern sich spürbar

In Erwartung höherer Zölle stockten viele Unternehmen ihre Lager zu Jahresbeginn auf. Das führte zunächst zu einem Importanstieg. Im April und Mai gingen die Einfuhren dann deutlich zurück. Dennoch lagen die Importe in den ersten fünf Monaten des Jahres 17 % über dem Vorjahr. Ben Hackett von Hackett Associates beschreibt die aktuelle Lage als unsicher. Ob Trump die Zölle erneut verschärft, bleibt unklar. Bei einem Ende der Zollpause rechnet Hackett mit einer kurzen Rezession. Der Handelsstau hemmt Investitionen und Planungen. Viele Unternehmen warten ab, bevor sie neue Entscheidungen treffen.


Preise steigen punktuell – Gesamtentwicklung bleibt unklar

Obwohl Importwaren nur 11 % der Konsumausgaben in den USA ausmachen, beeinflussen sie die Inflation zunehmend. Trump weist die Kritik an steigenden Lebenshaltungskosten zurück. Laut offiziellen Daten stiegen die Verbraucherpreise von April auf Mai um lediglich 0,1 %. Doch einzelne Warengruppen wie Spielwaren verzeichneten starke Preissprünge. Viele betroffene Produkte befinden sich noch nicht im Verkauf. Unternehmen könnten die Mehrkosten schrittweise weitergeben, um Kunden nicht zu verlieren. Trump forderte sie öffentlich auf, die Zölle intern aufzufangen – eine Forderung, die Ökonomen skeptisch sehen. Liz Ann Sonders warnt: Die volle Preiswirkung der Zölle steht noch aus.


Konsum schwächt sich ab – Beschäftigung stabilisiert die Lage

Mit Trumps Zollerhöhungen sank das Vertrauen der Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung. Zunächst blieb unklar, ob dies das Konsumverhalten beeinflussen würde. Inzwischen zeigen die Daten eine klare Tendenz: Die Einzelhandelsumsätze sanken im Mai um 0,9 %, nachdem sie bereits im April gefallen waren. Eine solche Rückgangsserie gab es zuletzt Ende 2023. Auch der private Konsum wuchs im ersten Quartal nur schwach und fiel im Mai überraschend erneut. Dennoch rechnen Experten nicht mit einer Rezession – solange der Arbeitsmarkt stark bleibt. Die Arbeitslosenquote liegt stabil bei 4,2 %, die Beschäftigungszahlen bleiben solide. Liz Ann Sonders beschreibt die Situation als „pausierenden Wirtschaftsmodus“. Viele Unternehmen verschieben Investitionen und Neueinstellungen. Ein neuer Aufschwung sei aktuell nicht in Sicht.

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