Vielfalt verteidigen: Berlin feiert und protestiert beim CSD

by Clara Neumann
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Zehntausende ziehen durch die Hauptstadt

In Berlin demonstrierten am Samstag zehntausende Menschen beim diesjährigen Christopher Street Day (CSD) für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung queerer Menschen. Unter dem Motto „Nie wieder still“ bewegte sich ein farbenfroher Demonstrationszug mit etwa 80 Wagen und über 100 teilnehmenden Gruppen durch das Zentrum der Hauptstadt – von der Leipziger Straße über den Potsdamer Platz bis zur Siegessäule und zum Brandenburger Tor. Genaue Teilnehmerzahlen lagen bis zum Nachmittag nicht vor, die Veranstalter rechneten aber mit einer sechsstellig hohen Zahl.


Polizeieinsatz begleitet friedliche Stimmung

Die Berliner Polizei war mit rund 1.300 Kräften im Einsatz. Laut eigenen Angaben verlief der Tag überwiegend ruhig. Dennoch kam es vereinzelt zu Zwischenfällen. Einige Teilnehmer einer rechtsextremen Gegenversammlung wurden festgenommen, unter anderem wegen des Besitzes verbotener Gegenstände. Trotz dieser Vorfälle blieb die Gesamtstimmung friedlich und entschlossen.


Hintergrund: Protest mit historischem Ursprung

Der Christopher Street Day erinnert an die Ereignisse vom 28. Juni 1969 in New York, als es in der Bar „Stonewall Inn“ zu einer Konfrontation zwischen Gästen und der Polizei kam. Die tagelangen Proteste in der Christopher Street gelten heute als Wendepunkt und Geburtsstunde der modernen LGBTIQ*-Bewegung. Auch in Deutschland ist der CSD ein Symbol für die anhaltende Notwendigkeit von Sichtbarkeit und politischem Engagement – besonders angesichts einer wachsenden Zahl queerfeindlicher Straftaten. Laut einem Bericht von Innenministerium und Bundeskriminalamt hat sich die Zahl solcher Delikte seit 2010 beinahe verzehnfacht.


Regenbogenfahne: Symbolpolitik sorgt für Kontroversen

In diesem Jahr entschied Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), am Bundestag keine Regenbogenflagge zu hissen – anders als in früheren Jahren. Als Reaktion legten Aktivistinnen und Aktivisten am Freitag eine riesige Flagge mit 400 Quadratmetern Fläche auf dem Rasen vor dem Reichstagsgebäude aus. Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) hingegen ließ die Flagge wie gewohnt an der Ländervertretung anbringen. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) setzte ein deutliches Zeichen und betonte gegenüber Medien, dass angesichts zunehmender Gewalt gegen queere Menschen klare politische Bekenntnisse notwendig seien.

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