Neue Leitlinien der italienischen Bischofskonferenz deuten auf mehr Inklusion in der katholischen Priesterausbildung hin.
Fokus auf Persönlichkeit statt Orientierung
Die italienische Bischofskonferenz hat neue Richtlinien veröffentlicht, die auf eine umfassendere Bewertung von Priesterkandidaten abzielen. Im Bericht Leitlinien und Normen für Seminarien wird betont, dass die sexuelle Orientierung eines Kandidaten nicht das alleinige Kriterium für die Eignung sein soll. Stattdessen solle die Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.
Gleichzeitig bleibt die Zölibatspflicht für alle Priester bestehen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.
Spannungen zwischen Tradition und Moderne
Die katholische Kirche betont weiterhin, dass homosexuelle Menschen mit Respekt behandelt werden sollen. Dennoch betrachtet sie homosexuelle Handlungen als „in sich ungeordnet“. Männer mit „tief verwurzelten homosexuellen Neigungen“ oder diejenigen, die eine „gay culture“ fördern, sind laut offizieller Lehre nicht für das Priesteramt geeignet.
Papst Franziskus hat in der Vergangenheit eine aufgeschlossene Haltung signalisiert. Im Januar 2023 sagte er, „homosexuell zu sein, ist kein Verbrechen“. Er genehmigte sogar Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare, hielt jedoch an der traditionellen Definition der Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau fest.
Kontroverse um Papst-Aussagen
Obwohl Papst Franziskus für seine fortschrittliche Haltung bekannt ist, hat er durch bestimmte Äußerungen Kritik hervorgerufen. Im Mai 2023 nutzte er den Begriff „frociaggine“, ein homophober Ausdruck, um Probleme in Seminarien zu beschreiben.
Die neuen Leitlinien könnten ein bedeutender Schritt in Richtung Inklusion sein. Dennoch bleiben Spannungen zwischen der traditionellen Lehre und den modernen gesellschaftlichen Anforderungen bestehen.