EU-Kommission warnt vor riskanten Produkten auf chinesischer Plattform
Der chinesische Onlinehändler Temu steht unter zunehmendem Druck seitens der EU. Eine aktuelle Analyse der EU-Kommission zeigt, dass europäische Konsumentinnen und Konsumenten auf der Plattform einem erheblichen Risiko ausgesetzt sind, nicht zugelassene oder unsichere Produkte zu kaufen – insbesondere Spielzeug für Kinder und elektronische Geräte, die gegen EU-Vorschriften verstoßen.
Laut dem Gesetz über digitale Dienste (DSA) wäre Temu verpflichtet, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um den Vertrieb illegaler Waren zu verhindern. Dies sei bisher nicht ausreichend geschehen, wie die Kommission betont. „Die Online-Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger hat für uns oberste Priorität“, erklärte EU-Kommissarin Henna Virkkunen.
Strafzahlungen möglich, wenn keine Verbesserung erfolgt
Temu hat nun die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Sollte das Unternehmen nicht reagieren oder seine Prozesse nicht anpassen, drohen formelle Konsequenzen – darunter Geldbußen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.
Laufende Ermittlungen seit Herbst
Bereits seit Oktober wird gegen Temu ermittelt. Die Kommission prüft, ob die Plattform wirksam gegen betrügerische Händler und illegale Angebote vorgeht. Dabei wurde bekannt, dass gesperrte Anbieter teilweise wieder auf der Plattform auftauchen. Auch manipulative Designelemente, die Nutzer zu Käufen drängen könnten, sind Teil der Untersuchung.
Zusätzliche Kritik von Verbraucherschutzorganisationen
Parallel zu den DSA-Ermittlungen geht auch das europäische Netzwerk für Verbraucherschutz (CPC) gegen Temu vor. Bereits im November wurden der Plattform mehrere Verstöße gegen Verbraucherrechte vorgeworfen: unter anderem irreführende Rabattaktionen, manipulierte Bewertungen, fehlende Kontaktinformationen und mangelnde Transparenz bei Rückgabe- und Garantiebedingungen.
Rasantes Wachstum – aber auch wachsender Regulierungsdruck
Trotz der Kritik erfreut sich Temu in Europa großer Beliebtheit. Der Marktplatz zählt zu den größten Onlinehändlern in Deutschland und überschritt mit über 45 Millionen monatlich aktiven Nutzerinnen und Nutzern die Schwelle zur Klassifizierung als „sehr große Onlineplattform“ (VLOP) gemäß EU-Recht.
Die zunehmende regulatorische Kontrolle fällt in eine Zeit angespannter Handelsbeziehungen zwischen der EU und China. Beim jüngsten Gipfel in Brüssel wurde deutlich, dass die EU wirtschaftliche Abhängigkeiten reduzieren und faire Wettbewerbsbedingungen durchsetzen will – auch im digitalen Raum.