Sonnen-Südpol erstmals sichtbar – bahnbrechende Bilder der ESA/NASA-Mission

by David Meier
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Solar Orbiter enthüllt magnetisches Chaos an der Sonnenachse

Zum ersten Mal in der Geschichte hat der Südpol der Sonne sein Gesicht gezeigt: Die ESA/NASA-Sonde Solar Orbiter hat Anfang März 2025 spektakuläre Aufnahmen aus einem ungewöhnlich steilen Winkel zur Sonnenebene übermittelt. Die Beobachtungen offenbaren ein chaotisches Mosaik magnetischer Aktivität, das laut Forschenden entscheidend ist, um die regelmäßige Umpolung des Sonnenmagnetfeldes – etwa alle 11 Jahre – zu verstehen.

„Heute präsentieren wir der Menschheit erstmals Ansichten des Sonnenpols“, erklärte ESA-Wissenschaftsdirektorin Prof. Carole Mundell. „Die Sonne ist unsere nächste Sternenquelle, sie spendet Leben, kann aber auch moderne Infrastruktur auf der Erde und im All stören. Diese Bilder markieren den Beginn einer neuen Ära der Sonnenforschung.“

Magnetfeld-Umkehr sichtbar gemacht

Die Aufnahmen wurden gemacht, als die Sonde – im Rahmen einer 1,3 Milliarden Dollar teuren Mission – bei 15° unterhalb des Sonnenäquators vorbeiflog. Erste Messungen des Magnetfelds zeigen ein Durcheinander von Nord- und Südpolaritöt, das bisher nur in Computersimulationen vermutet wurde. Nun ist es erstmals real nachgewiesen.

Prof. Sami Solanki, Leiter des zuständigen Messinstruments am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, betonte: „Die Pole der Sonne waren bisher wörtlich genommen terra incognita. Jetzt wissen wir endlich, wie sie aussehen.“

Die Sonne rotiert nicht wie ein fester Körper: Am Äquator dauert eine Umdrehung nur 26 Tage, an den Polen 33. Dieser Unterschied verzerrt das Magnetfeld so stark, dass es sich schließlich umkehrt – ein Prozess, der Sonnenaktivitäten wie Sonnenstürme und Flares anheizt.

Neue Möglichkeiten für Vorhersagen

Die Beobachtungen gelten als Schlüssel zur besseren Vorhersage des Sonnenzyklus, insbesondere des nächsten solaren Maximums. Aktuell befindet sich die Sonne genau in dieser aktiven Phase, bevor sie in fünf bis sechs Jahren ein solares Minimum erreicht.

Die bislang einzige Mission, die sich dem Sonnenpol näherte, war die NASA-Sonde Ulysses (1990), die jedoch keine Kamera an Bord hatte. Solar Orbiter liefert nun die fehlenden visuellen Daten.

Bis 2026 wird die Sonde eine Bahnneigung von 17° beibehalten, bevor sie über Venus-Manöver auf 24° (2026) und später auf 33° (2029) angehoben wird – für noch detailliertere Blicke auf die geheimnisvollen Polarregionen unseres Sterns.

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