Schutz verweigert: Roma-Familien geraten ins Visier der Politik

by Eva Hoffmann
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Mangel an Unterkünften trotz sinkender Zahlen

Obwohl weniger Menschen in Österreich um Schutz bitten, kommen monatlich rund tausend Vertriebene aus der Ukraine an. Aufgrund einer EU-Richtlinie benötigen sie keinen Asylantrag und erhalten bis März 2026 Aufenthalts- und Arbeitsrecht. Wenn sie sich nicht selbst erhalten können, bekommen sie Leistungen aus der Grundversorgung.

Trotz geringerer Gesamtzahlen verschärft sich das Problem der Unterbringung. In Graz strandeten wiederholt Großfamilien am Bahnhof. Die Stadt musste sie in Notwohnungen einquartieren, die für andere Zwecke gedacht waren. Auch in Wien ist das Erstversorgungszentrum der Volkshilfe permanent ausgelastet. Mitarbeiterinnen suchen tagelang nach neuen Schlafplätzen für Menschen, die keinen Platz mehr bekommen.

Politischer Widerstand gegen Roma-Vertriebene

Die Lage verschärft sich zusätzlich durch die politische Ablehnung gegenüber Roma-Familien. Viele Bundesländer weigern sich, Vertriebene aufzunehmen, obwohl sie dazu gesetzlich verpflichtet sind. Nur Wien und Vorarlberg betreiben weiterhin Ankunftszentren. Die Steiermark schloss ihres im Mai, wodurch es akut an Plätzen fehlt.

In Medien mit rechter Ausrichtung äußern sich FPÖ-Politikerinnen abfällig über Roma-Großfamilien. Diese kämen angeblich aus nicht betroffenen Regionen und wollten nur Sozialleistungen beziehen. Besonders Familien mit vielen Kindern geraten unter Generalverdacht. Ihnen wird unterstellt, sie hätten neue Pässe und sprächen keine offizielle Sprache.

Roma als Zielscheibe sozialer Vorurteile

Die betroffenen Roma stammen häufig aus Transkarpatien, einer strukturschwachen Region mit großer sozialer Ausgrenzung. Viele sprechen nur Romanes oder Ungarisch und lebten jahrzehntelang ohne gültige Papiere. Ihre schlechte Bildung und fehlenden Sprachkenntnisse spiegeln ihre Lebensumstände, nicht betrügerische Absicht.

Tanja Wehsely von der Volkshilfe bezeichnet die politische Stimmungsmache als unanständig. Niemand dürfe Roma-Familien das Recht auf Schutz absprechen. Auch die Helferin Andresen von Train of Hope betont: Das eigentliche Problem sei der Mangel an Plätzen – nicht die Herkunft der Geflüchteten. EU-Recht gilt für alle Kriegsvertriebenen gleich – unabhängig von Volkszugehörigkeit, Sprache oder Herkunft.

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