Letztes Urteil beendet jahrelangen Wirtschaftskrimi
Der Oberste Gerichtshof in Seoul hat Lee Jae-yong, den Erben des Samsung-Imperiums, in letzter Instanz vom Vorwurf des Betrugs freigesprochen. Die Entscheidung markiert das Ende eines fast zehn Jahre andauernden Rechtsstreits rund um eine milliardenschwere Fusion im Jahr 2015. Damals übernahm Lee größere Anteile innerhalb des Konzerns, um seine Nachfolge als Führungsperson abzusichern. Staatsanwälte warfen ihm vor, durch Bilanzfälschung und Marktmanipulation seinen Einfluss ausgebaut zu haben. Zwei untere Gerichte hatten ihn bereits freigesprochen, nun bestätigte das höchste Gericht diese Urteile. Der Fall hatte international Aufsehen erregt, da er tiefere Einblicke in die Machtdynamik südkoreanischer Großkonzerne – sogenannter Chaebols – gewährte. Für viele galt der Prozess als Symbol für die enge Verflechtung von Politik, Wirtschaft und Familienmacht in Südkorea.
Verteidigung sieht Gerechtigkeit nach fünf Jahren
Nach der Urteilsverkündung zeigten sich Lees Anwälte erleichtert. Sie erklärten, das Gericht habe sowohl die Rechtmäßigkeit der Fusion als auch die Bilanzierung bei Samsung Biologics bestätigt. Die Staatsanwaltschaft hatte argumentiert, dass Lee absichtlich den Wert von Samsung Biologics überbewertet habe, um sich in der Fusion mit Samsung C&T eine stärkere Kontrolle im Konzern zu sichern. Dadurch sollte der Übergang der Leitung vom gesundheitlich angeschlagenen Lee Kun-hee auf seinen Sohn beschleunigt werden. Der ältere Lee lag seit 2014 im Koma und verstarb im Jahr 2020. Laut Verteidigung handelte es sich bei allen Vorgängen um regelkonforme, geschäftlich begründete Entscheidungen. Der nun abgeschlossene Fall hatte zeitweise auch das Vertrauen in die wirtschaftliche Führung des Landes erschüttert.
Wirtschaftliche Bedeutung überstrahlt rechtliche Debatten
Lee war bereits 2017 im Zusammenhang mit einem anderen Skandal verhaftet worden. Ihm wurde vorgeworfen, eine Vertraute der damaligen Präsidentin Park Geun-hye bestochen zu haben, um seine Stellung im Konzern zu festigen. Die öffentliche Debatte drehte sich lange um die Frage, ob wirtschaftliche Bedeutung Einfluss auf juristische Entscheidungen nimmt. Mehrere Haftstrafen gegen Lee wurden verkürzt oder aufgehoben – unter anderem mit dem Hinweis, er werde für Südkoreas wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie benötigt. Samsung kämpft derzeit mit sinkenden Umsätzen im Halbleiter- und Smartphonegeschäft sowie mit Handelskonflikten, besonders in den USA. Lee selbst sagte vor Gericht, dass er trotz der Umstände optimistisch nach vorn blicke. Der Industrieverband lobte das Urteil als Grundlage für mehr Stabilität. Beobachter erwarten nun, dass Samsung strategische Entscheidungen künftig schneller umsetzen kann – in einer wirtschaftlich angespannten Zeit ein entscheidender Vorteil.