Pilznetzwerke unter der Erde brauchen dringend Schutz, warnen Forschende

by David Meier
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Nur 9,5 % der Biodiversitäts-Hotspots liegen in Schutzgebieten

Die unterirdischen Netzwerke von Mykorrhizapilzen, die zentrale Funktionen in globalen Ökosystemen erfüllen, benötigen laut neuen Forschungsergebnissen dringend politischen Schutz. Forschende der Organisation Society for the Protection of Underground Networks (Spun) haben erstmals hochauflösende Karten zur globalen Biodiversität dieser Pilze erstellt.

Wie die im Fachjournal Nature veröffentlichte Studie zeigt, befinden sich rund 90 % der besonders artenreichen Mykorrhiza-Regionen in derzeit ungeschützten Gebieten. Ein Verlust dieser Lebensräume könnte zu einer geringeren Kohlenstoffaufnahme, nachlassender Ernteerträgen und einer geschwächten Resilienz von Ökosystemen gegenüber Klimaextremen führen.

Mykorrhizapilze leben an Pflanzenwurzeln, versorgen Pflanzen mit Nährstoffen und binden jährlich über 13 Milliarden Tonnen CO₂ im Boden – etwa ein Drittel der weltweiten Emissionen aus fossilen Brennstoffen.

Unsichtbar in Politik und Recht

„Diese Pilze waren bisher weitgehend unsichtbar, obwohl sie das Leben an Land überhaupt erst ermöglicht haben“, so Dr. Toby Kiers, Direktorin von Spun. „Gesunde Pilznetzwerke fördern die landwirtschaftliche Produktivität, schützen Pflanzen vor Krankheiten und machen Böden fruchtbar.“

Spun wurde 2021 gemeinsam mit Organisationen wie GlobalFungi, der Fungi Foundation und internationalen Forschungsteams gegründet. Mithilfe von KI-gestützten Analysen von über 2,8 Milliarden Pilzproben aus 130 Ländern erstellten die Forschenden Karten mit einer Auflösung von einem Quadratkilometer.

Besonders große Lücken im Schutz wurden etwa an der Küste Ghanas festgestellt – einem weltweiten Pilz-Hotspot, dessen Küste jedoch jährlich um rund zwei Meter erodiert.

„Diese Karten sind mehr als wissenschaftliche Werkzeuge – sie können konkrete Schutzmaßnahmen lenken“, sagt Studienleiter Dr. Michael Van Nuland. Ohne Berücksichtigung dieser Pilznetzwerke könne das Potenzial für natürliche Klimaschutzmaßnahmen ungenutzt bleiben.

Derzeit sind die unterirdischen Ökosysteme kaum in Gesetzgebung oder Umweltpolitik berücksichtigt. „Es ist frustrierend, dass ihr Schutz bislang ignoriert wurde“, so Kiers. Derzeit decken die Pilzkarten nur 0,001 % der Erdoberfläche ab – Spun sucht daher nach neuen Partnern und finanzieller Unterstützung, um die Kartierung auszuweiten.

„Der Schutz dieser Pilze könnte helfen, einige der größten Herausforderungen der Menschheit zu bewältigen – den Verlust von Biodiversität, die Klimakrise und sinkende Nahrungsmittelproduktion“, sagte Dr. Rebecca Shaw vom WWF.

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