OpenAI-Chef Sam Altman warnt vor wachsender Gefahr durch KI-Betrug

by Eva Hoffmann
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OpenAI-Chef Sam Altman warnt eindringlich vor einer nahenden Betrugswelle, die durch den Missbrauch künstlicher Intelligenz entstehen könnte. Er sieht eine ernste Bedrohung darin, wie leicht Kriminelle mithilfe von KI Stimmen und Identitäten fälschen können. „Es ist erschreckend, dass manche Finanzinstitute noch immer auf Sprachabdruck als Authentifizierung setzen“, sagte Altman. Wenn jemand eine bestimmte Phrase sagt, könnten so große Geldsummen bewegt werden – eine extrem unsichere Methode. KI durchbricht fast alle derzeitigen Authentifizierungsverfahren, nur Passwörter bleiben eine Hürde.

Diese Warnungen äußerte Altman während eines Gesprächs über die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen von KI. Das Treffen fand am Dienstag bei der US-Notenbank statt. Auch Vertreter großer Finanzunternehmen waren anwesend.

KI als politisches Schwergewicht in Washington

Altmans Auftritt fällt in eine Zeit wachsender Aktivitäten zur Regulierung von KI in den USA. Die Regierung plant, in Kürze einen umfassenden „AI Action Plan“ zu veröffentlichen. Darin sollen Regeln für den Umgang mit KI festgelegt und gleichzeitig die technologische Vorherrschaft der USA gesichert werden.

OpenAI beteiligte sich aktiv an der Entwicklung dieses Plans und verstärkt seine Lobbyarbeit in Washington. Das Unternehmen gab bekannt, Anfang nächsten Jahres eine Niederlassung in der US-Hauptstadt zu eröffnen. Dort sollen rund 30 Mitarbeiter arbeiten. Chan Park, Leiter der globalen Beziehungen für Nordamerika, übernimmt gemeinsam mit Joe Larson, der von einem Rüstungsunternehmen kommt, die Führung.

Das neue Büro soll als Plattform für politische Entscheidungsträger dienen, neue Technologien präsentieren und Schulungen für Lehrkräfte und Regierungsmitarbeiter anbieten. Zudem wird hier die wirtschaftliche Wirkung von KI erforscht und der Zugang zur Technologie verbessert.

Zunehmende Angst vor KI-getriebenem Betrug

Altman ist nicht der Einzige, der vor einer steigenden Betrugswelle durch KI warnt. Das FBI veröffentlichte bereits im letzten Jahr Warnungen vor täuschend echten KI-Stimmen- und Video-Fälschungen. Eltern berichteten mehrfach, dass Kriminelle mit Hilfe von KI-Stimmen vorgaben, ihre Kinder seien in Not, um Geld zu erpressen.

Vor wenigen Wochen warnten US-Behörden davor, dass jemand mit KI-Stimme den US-Außenminister Marco Rubio imitierte. Auch ausländische Minister, ein Gouverneur und ein Kongressmitglied wurden so kontaktiert.

„Ich habe große Sorge vor einer bevorstehenden Betrugskrise“, betonte Altman. „Momentan sind es Anrufe, bald folgen realistische Videos oder Videotelefonate, die kaum noch von echten unterscheiden sind.“ OpenAI entwickelt solche Tools nicht, doch die Welt müsse sich dieser Herausforderung bald stellen. Altman unterstützt deshalb das Projekt The Orb, das einen „Nachweis menschlicher Identität“ bieten will.

Gefahr durch Missbrauch von Super-KI

Altman sorgt sich auch, dass Gegner der USA KI-Superintelligenz missbrauchen könnten, etwa für Angriffe auf die Infrastruktur oder die Entwicklung von Biowaffen. Solche Befürchtungen teilen auch viele Politiker, vor allem im Zusammenhang mit dem Wettbewerb mit China.

Er warnt davor, dass Menschen die Kontrolle über eine hochintelligente KI verlieren oder ihr zu viel Macht geben könnten. Viele Firmen arbeiten an solchen Systemen. Altman schätzt, dass die 2030er Jahre eine KI hervorbringen, die Menschen weit überlegen ist. Wann dieser Punkt erreicht wird, bleibt jedoch offen.

Ungewisse Folgen für den Arbeitsmarkt

Im Gegensatz zu einigen Kollegen sieht Altman die Auswirkungen von KI auf Jobs weniger dramatisch. Während andere Firmenchefs vor Jobverlust warnen, sagt er: „Niemand kann genau vorhersagen, was als Nächstes passiert.“ Die Zukunft sei zu komplex und ungewiss.

Er glaubt aber, dass viele Berufe verschwinden, während neue Arbeitsfelder entstehen. Altman wiederholt seine Prognose, dass Menschen in 100 Jahren wahrscheinlich keine „echten Jobs“ mehr haben werden. Stattdessen schaffen sie sich Beschäftigungen, um sich nützlich und sozial eingebunden zu fühlen.

Diese Sichtweise zeigt, dass Altman wenig Grund zur Sorge über Jobverluste durch KI sieht. Allerdings bleibt unklar, wie KI beispielsweise juristische Verfahren führen oder Handwerksarbeiten übernehmen soll.

Produktivitätsvorteile durch ChatGPT

Zur gleichen Zeit veröffentlichte OpenAI einen Bericht seines Chefökonomen Ronnie Chatterji. Er vergleicht ChatGPT mit revolutionären Technologien wie Elektrizität und Transistoren. Laut Bericht nutzen weltweit etwa 500 Millionen Menschen ChatGPT.

In den USA verwenden 20 Prozent der Nutzer ChatGPT als „persönlichen Tutor“ zum Lernen und Weiterbilden. Über die Art der Lerninhalte machte der Bericht keine Angaben. Mehr als die Hälfte der Nutzer sind zwischen 18 und 34 Jahre alt, was langfristig wirtschaftliche Vorteile bringen könnte.

In den nächsten zwölf Monaten arbeitet Chatterji mit den Ökonomen Jason Furman und Michael Strain an einer umfassenden Studie zum Einfluss von KI auf den Arbeitsmarkt. Diese Forschung wird im neuen OpenAI-Büro in Washington stattfinden.

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