Stürme verursachen zwei schwere Tankerunfälle
Ein russischer Tanker, die Volgoneft-212, sank im Schwarzen Meer während eines schweren Sturms und verlor dabei 4.300 Tonnen Schweröl. Das Unglück ereignete sich nahe der Straße von Kertsch, etwa fünf Meilen vor der Küste der Krim. Ein zweiter Tanker, die Volgoneft-239, lief in der gleichen Region auf Grund und verschärfte die Befürchtungen über eine Umweltkatastrophe.
Die Volgoneft-212 brach nach dem Aufprall einer riesigen Welle in zwei Teile. Videoaufnahmen zeigen den Bug des Schiffes, der senkrecht aus dem Wasser ragt. An Bord des 136 Meter langen Tankers befanden sich 15 Besatzungsmitglieder. Rettungsteams konnten 12 Personen retten, eine Person kam ums Leben, und zwei weitere wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die Rettung erfolgte mit Hilfe von Schleppern und einem Mil Mi-8-Hubschrauber.
Die Volgoneft-239 lief etwa 80 Meter vor der Küste nahe dem Hafen von Taman auf Grund. Erste Berichte deuteten auf ein Sinken des Schiffes hin, später bestätigten Behörden jedoch, dass das Schiff intakt blieb. Aufgrund der stürmischen Wetterbedingungen wurde die Evakuierung der 14-köpfigen Crew ausgesetzt. Laut offiziellen Angaben sind die Besatzungsmitglieder sicher und verfügen über ausreichende Bordausstattung.
Schweröl bedroht empfindliches Meeresökosystem
Die Volgoneft-212 hatte Schweröl der Sorte Mazut geladen, das besonders schädlich für die Meeresumwelt ist. Erste Ölschlieren wurden nahe der Unglücksstelle entdeckt, das volle Ausmaß der Verschmutzung bleibt jedoch unklar. Experten warnen vor langfristigen Schäden für das Ökosystem des Schwarzen Meeres, das bereits durch den Krieg stark belastet ist.
Das 55 Jahre alte Schiff war vor Kurzem umgebaut worden. Ingenieure hatten die mittlere Sektion entfernt und Bug und Heck verschweißt, wodurch eine Schwachstelle entstand. Diese Naht brach vermutlich unter der Belastung des Sturms. Videoaufnahmen zeigen Besatzungsmitglieder in Rettungswesten, die hilflos zusahen, wie das Schiff auseinanderbrach.
Die Volgoneft-239, ein Baujahr 1973, transportierte eine kleinere Ladung von vier Tonnen Schweröl. Obwohl sie nicht sank, könnte auch ein kleinerer Ölverlust die Umweltbelastung erheblich verschlimmern. Das stürmische Wetter behindert zudem die Eindämmung der Verschmutzung und erschwert die Rettungsarbeiten.
Ukrainische Behörden warfen Russland vor, veraltete Tanker ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen einzusetzen. “Diese alten Schiffe hätten bei einem solchen Sturm nicht auf See sein dürfen,” sagte Dmytro Pletenchuk, Sprecher der ukrainischen Marine. Er kritisierte, dass Fahrlässigkeit der russischen Behörden zu diesem Unglück geführt habe.
Krieg verstärkt ökologische Schäden im Schwarzen Meer
Die Umweltkatastrophe reiht sich in eine Serie von Belastungen ein, die das Schwarze Meer bereits durch den Krieg erfahren hat. Im Juni 2023 zerstörten russische Streitkräfte den Kachowka-Staudamm, wodurch Milliarden Tonnen kontaminierten Wassers ins Schwarze Meer flossen. Diese Verschmutzung tötete Fische, Muscheln und andere Meeresbewohner.
Wissenschaftler berichten seit 2022 von einem deutlichen Anstieg der Todesfälle bei Delfinen und Schweinswalen. Die neuen Ölverschmutzungen könnten die ohnehin fragile Lage im Schwarzen Meer weiter verschlimmern.
Präsident Wladimir Putin forderte die Bildung einer Taskforce, um die Rettungsarbeiten zu koordinieren und die Auswirkungen der Ölkatastrophe zu minimieren. Russische Ermittler leiteten Verfahren ein, um mögliche Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften zu prüfen. Der Vorfall zeigt erneut, welche Gefahren von veralteten Schiffen ausgehen und welche Herausforderungen für die Umwelt im Schwarzen Meer bestehen.