Olivenboom in der Romandie: Westschweiz will Tessin überholen

by David Meier
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Die Westschweiz entwickelt sich rasant zu einer neuen Olivenanbauregion. Mit ehrgeizigen Zielen, einer wachsenden Zahl engagierter Produzenten und günstigen klimatischen Bedingungen steht die Region vor einem landwirtschaftlichen Wandel – mit dem Fokus auf Qualität, Nachhaltigkeit und Swissness.

Neuer Olivenverband geplant

Bereits diesen Sommer soll der «Schweizerische Olivenverband» gegründet werden. Etwa 30 Produzenten aus der Romandie möchten sich darin zusammenschließen. Ziel des Verbands ist es, die gesamte Wertschöpfungskette vom Anbau bis zur Vermarktung gemeinsam zu entwickeln, wie Frank Siffert, Biobauer aus Bonvillars (VD), im Interview mit RTS erklärt. Unterstützt wird das Projekt von BioVaud – mit dem Fokus auf regional angepasste Sorten und biologische Anbaumethoden.

20’000 Bäume bis 2026: ambitionierte Wachstumspläne

Die Olivenproduktion war in der Westschweiz bisher eher marginal, doch das soll sich nun schnell ändern. Siffert prognostiziert, dass bis Ende 2026 bis zu 20’000 Olivenbäume gepflanzt sein könnten – doppelt so viele wie heute. Damit würde die Romandie das Tessin, die bisherige Schweizer Olivenhochburg, klar überholen. Vor allem im Wallis und in Genf nehmen die Initiativen stark zu.

Olivenbaum: robust, pflegeleicht und vielseitig nutzbar

Siffert bezeichnet den Olivenbaum als ideale Kulturpflanze für den Klimawandel. Er ist resistent gegenüber Trockenheit, langlebig, benötigt wenig Pflege und kommt ohne chemische Behandlung aus – sofern die Winter weiterhin kalt genug bleiben, um die typischen Krankheiten abzuwehren. Zudem sei er für die Agroforstwirtschaft besonders geeignet, da sein lichtdurchlässiges Laub Schatten spende, ohne den Boden darunter zu beschatten.

Null Abfall: wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll

Die Vermarktungspotenziale des Olivenbaums sind laut Siffert enorm: von hochwertigem Olivenöl und Tafeloliven bis hin zu Tees aus den Blättern, Nutzholz und Pressrückständen als Tierfutternichts geht verloren. Das nachhaltige Nutzungskonzept stärkt auch die wirtschaftliche Attraktivität der Pflanze.

Positionierung mit Swissness und Qualität

Die Westschweiz will sich bewusst von den großen mediterranen Produzenten abgrenzen. Siffert kritisiert deren Massenware und betont: «Wir können mit Swiss made, Qualität und lokaler Herkunft punkten.» Die Westschweizer Olivenprodukte sollen sich durch Regionalität, Transparenz und Nachhaltigkeit auszeichnen – ein Ansatz, der besonders beim gesundheitsbewussten und qualitätsorientierten Publikum auf Interesse stoßen dürfte.

Fazit

Der Olivenanbau in der Westschweiz ist nicht nur ein Zeichen klimabedingter Anpassung, sondern ein wirtschaftlich vielversprechender Sektor im Aufbruch. Mit vereinter Kraft und einem Fokus auf Qualität und Regionalität könnte die Romandie schon bald zum Aushängeschild für Schweizer Olivenprodukte werden – und damit nicht nur mediterrane Genüsse, sondern auch neue Wertschöpfung in den Westen des Landes bringen.

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