Nachfrage bricht ein – Produktion schrumpft drastisch

by Jan Köhler
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Niemand will mehr Emmentaler, zumindest nicht in Italien – dem wichtigsten Abnehmer. Dort sank der Konsum innerhalb eines Jahres um 18 %. Einer der größten Schweizer Milchverarbeiter, Cremo, stieg komplett aus der Emmentaler-Produktion aus. Die jährliche Produktionsmenge schrumpfte von über 19’000 auf 12’000 Tonnen. Ende Juni stoppte sogar die Schaukäserei in Affoltern ihren Betrieb. Besucher konnten dort jahrzehntelang die Herstellung hinter Glas verfolgen – nun schweigen die Kessel. Politikerinnen und Politiker aus dem Kanton Bern fanden keine Rettungslösung.

Milchbauern steigen aus – Herzblut geht verloren

Bauer Heinz Kämpfer fütterte seine Kühe über 40 Jahre lang mit Gras und Heu – wie es die Emmentaler-Vorgaben verlangen. Doch seit einem Jahr liefert er seine Milch nicht mehr für Käse, sondern für die Industrie. Der Preis blieb ähnlich, die Anforderungen sanken. „Früher wusste ich, was aus meiner Milch wird. Jetzt nicht mehr“, sagt er enttäuscht. Der emotionale Bezug sei verloren gegangen. Für ihn bedeutet der Emmentaler Identität: „Er trug unseren Namen in die Welt.“ Aber wenn das Einkommen fehlt, bleibt keine Wahl.

Altes Renommee verblasst – Imageprobleme nehmen zu

Emmentaler galt einst als Symbol für Erfolg – prachtvolle Häuser von Käsehändlern in Langnau erzählen davon. Im Museum «Chüechlihus» zeigt eine Weltkarte, wo überall Emmentaler verkauft wurde. Heute darf ihn jede Molkerei weltweit herstellen – selbst mit Know-how aus dem Emmental. Inzwischen wirkt der Käse auf viele zu mild, zu gummiartig. Geschäftsführer Frank Jantschik widerspricht: „Viele Besucher staunen, wenn sie den lange gereiften Emmentaler kosten.“ Er glaubt, dass man die geschmackliche Vielfalt zu wenig kommuniziert – und das Image dringend aufgefrischt werden muss.

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