Millionenauftrag für British Steel sichert Zukunft britischer Stahlproduktion

by Eva Hoffmann
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Auftrag festigt Standort Scunthorpe langfristig

British Steel hat einen Vertrag über fünf Jahre im Wert von 500 Millionen Pfund abgeschlossen. Das Unternehmen liefert über 337.000 Tonnen Bahnschienen an Network Rail. Dieser Auftrag schützt tausende Arbeitsplätze und stützt das Werk in Scunthorpe.

Zwei Monate zuvor hatte die Regierung kurzfristig eingegriffen, um die Schließung der Hochöfen zu verhindern. Die Eigentümerfirma Jingye wurde beschuldigt, das Werk stilllegen zu wollen. Die neue Vereinbarung stärkt nun das Vertrauen in britische Industrie und Arbeitskräfte.

Seit 1865 stellt Scunthorpe Schienen für britische Bahnstrecken her. Der Vertrag sichert nun für mindestens fünf Jahre die Produktion vor Ort. Ab dem 1. Juli wird British Steel weiterhin 80 Prozent der Schienen für Network Rail liefern. Andere europäische Anbieter übernehmen Spezialprodukte.

Regierung betont Bedeutung der heimischen Industrie

Clive Berrington von Network Rail erklärte, man bevorzuge britische Anbieter, wenn es wirtschaftlich sinnvoll sei. British Steel bleibe der Hauptlieferant der staatlichen Bahngesellschaft. Craig Harvey von British Steel betonte, das Abkommen zeige den strategischen Stellenwert des Unternehmens für die Infrastruktur.

Die Regierung übernahm im April temporär die Kontrolle über British Steel. Eine vollständige Verstaatlichung wurde nicht ausgeschlossen, zugleich werden Investoren gesucht. Die Regierung sieht die Stahlproduktion als sicherheitsrelevante Industrie. Nach dem Abbruch der Gespräche mit Jingye wurde öffentlich, dass die Firma offenbar die Schließung der Hochöfen plante.

Ein Herunterfahren der Öfen würde die britische Primärstahlproduktion dauerhaft gefährden. Ein Neustart wäre technisch kaum realisierbar. Primärstahl entsteht aus Roheisen und ist unerlässlich für große Infrastrukturprojekte wie Bahnstrecken.

Letzte britische Hochöfen arbeiten weiter

In Scunthorpe arbeiten aktuell 2.700 Menschen. Es ist das letzte Werk im Vereinigten Königreich, das Primärstahl herstellt. Vier Hochöfen – benannt nach Königinnen – stehen dort: Bess, Mary, Anne und Victoria. Nur Bess und Anne sind weiterhin in Betrieb.

Die Regierung bezeichnete den Vertrag als Schritt zur Stärkung heimischer Produktion und wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit. Verkehrsministerin Heidi Alexander sprach von einem entscheidenden Moment für nationale Infrastruktur und Versorgungssicherheit. Sie betonte, Großbritannien müsse sich unabhängiger aufstellen.

Das Abkommen fällt in die Woche, in der die neue nationale Infrastrukturstrategie erwartet wird. Die britische Stahlbranche erlebte zuletzt große Unsicherheit. 2024 wurden in Port Talbot die Hochöfen stillgelegt. Handelsstreitigkeiten mit den USA sorgten zusätzlich für Druck. Ein neues Dekret von Präsident Trump ließ eine Zollerhöhung befürchten – eine Entlastung beim Stahlimport blieb bislang aus.

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