Macron und Merz suchen Schulterschluss

by Jan Köhler
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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron traf am Mittwoch in Berlin ein und sprach beim Arbeitsdinner mit Kanzler Friedrich Merz. Beide besprachen zentrale Themen wie EU-Handel, Energiepolitik und gemeinsame Verteidigungsprojekte. Besonders drängend: Die anstehenden Zollverhandlungen mit den USA. Ein umfassender US-Zoll von 30 % auf europäische Produkte rückt näher. Ein Abkommen scheint jedoch kurz bevorzustehen.

Kampfjet-Projekt sorgt für Spannungen

Ein zentrales Thema blieb das FCAS-Projekt: Ein gemeinsamer Kampfjet von Frankreich, Deutschland und Spanien, der bis 2040 einsatzbereit sein soll. Technische Rivalitäten erschweren das Projekt. Frankreichs Dassault will offenbar die Führung übernehmen – sehr zum Unmut der anderen Partner. Auch das geplante deutsch-französische MGCS-Panzerprogramm könnte ins Wanken geraten. Experte Jacob Ross glaubt, Macron hält am FCAS-Projekt fest, da es seine sicherheitspolitische Vision symbolisiert. Doch sein schwindender Einfluss vor dem politischen Abschied 2027 schwächt seine Verhandlungsposition. Merz will keine Neuaushandlung – das würde ihn innenpolitisch schwächen.

Druck auf Europa wächst

Ein Scheitern des FCAS hätte laut Ross auch Folgen für das MGCS-Projekt. Beide Programme hängen eng zusammen. Die Situation wird brisanter, da die EU nach einer möglichen Rückkehr Donald Trumps zur US-Präsidentschaft ihre Ukraine-Unterstützung unabhängiger gestalten will. Frankreich und Deutschland müssen enger zusammenarbeiten. Die Beziehungen der Länder wirkten unter Olaf Scholz distanziert, doch seit dem Regierungswechsel verbesserten sich die Kontakte. Verteidigungs-, Innen- und Außenminister beider Seiten trafen sich regelmäßig. Doch Ross warnt: Gute Stimmung allein reicht nicht. Es brauche konkrete Fortschritte – und ein neues, gemeinsames Zukunftsvertrauen.

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