Kunstprojekt als Erinnerung an den Bügellift und Zeichen des Klimawandels
Am Samstag öffnete in St. Gallen das weltweit kleinste Skigebiet seine Pforten – vor rund 200 Gästen. Dieses Kunstprojekt ehrt nicht nur den traditionellen Bügellift, sondern setzt auch ein Zeichen für die Folgen des Klimawandels. Doch das Vorhaben traf auch auf politischen Widerstand.
Vier Künstlerinnen und Künstler gestalteten ein Wohnhaus zur Bergstation mit Airbnb und Souvenir-Shop um. Im Garten des Hauses erstreckt sich der Skihang, der nur 20 Meter misst. Die Strecke führt von der Bergstation zur Talstation des Bügellifts und bildet die kürzeste schwarze Piste der Welt.
Obwohl kein Schnee lag, feierte das Skigebiet seine Eröffnung. Der bekannte Künstler Roman Signer präsentierte eine Aktion, während die Après-Ski-Bar dennoch geöffnet war.
Der Bügellift – ein Stück Wintersportgeschichte kehrt zurück
Das Kunstprojekt brachte den Bügellift auf 740 Meter Höhe zurück, eine Region, aus der er aufgrund des schwindenden Schnees der letzten Jahrzehnte verdrängt wurde. Künstlerin Anita Zimmermann erklärte dem St. Galler Tagblatt: „Wir möchten daran erinnern, dass Schnee früher eine Selbstverständlichkeit war.“
Doch nicht nur der Klimawandel verdrängte den Bügellift aus den Skigebieten. Viele Anlagen ersetzten ihn durch komfortable Sessellifte mit Sitzheizung. Auch der klassische Bügelliftbetreiber, der mit Mütze und Sonnenbrille die Bügel reichte, wurde durch automatische Förderbänder ersetzt.
Dieses auf zwei Monate angelegte Projekt versteht sich daher als Hommage an den Bügellift, der seit seiner Erfindung vor 90 Jahren in Davos unzählige Skifahrer auf den Berg transportiert hat. Die große mediale Aufmerksamkeit zeigt, dass viele Menschen eine emotionale Verbindung zu dieser Technik haben.
Fördergelder gestrichen – Crowdfunding sichert Finanzierung
Die Umsetzung des Projekts an der Schneebergstrasse 50 in St. Gallen kostete insgesamt 187.000 Franken. Die Kantonsregierung genehmigte ursprünglich 45.000 Franken aus dem Lotteriefonds, doch die SVP setzte sich für eine Streichung der Fördermittel ein.
Ein SVP-Sprecher begründete dies damit, dass kein Steuergeld an „linksgrüne Klimaaktivisten“ fließen solle, die sich gegen Skigebiete und Wintertourismus positionieren. Die bürgerliche Mehrheit unterstützte diesen Antrag und stoppte die finanzielle Unterstützung.
Doch die Künstlerinnen und Künstler gaben nicht auf. Sie starteten eine Crowdfunding-Kampagne, um die fehlenden 45.000 Franken aufzubringen. Kurz vor der ersten Fahrt des Bügellifts am Samstag um 15 Uhr war die benötigte Summe vollständig gesichert, wie eine Sprecherin des Künstlerkollektivs bestätigte.