Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) erließ Haftbefehle gegen Taliban-Chef Hibatullah Akhundzada und den Vorsitzenden des afghanischen Obersten Gerichts, Abdul Hakim Haqqani. Beide Männer sollen gezielt Frauen und Mädchen verfolgt haben. Der IStGH wirft ihnen vor, seit ihrer Machtübernahme 2021 Verfolgung aufgrund des Geschlechts angeordnet und gefördert zu haben – ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Rechte von Frauen systematisch unterdrückt
Seit dem Regierungswechsel schränkt das Taliban-Regime Frauenrechte drastisch ein. Frauen dürfen ohne männliche Begleitung weder reisen noch arbeiten. Der Zugang zu Bildung endet für Mädchen meist nach der Grundschule. Die Taliban verbieten Frauen auch, ihre Stimme in der Öffentlichkeit zu erheben. Zusätzlich gelten strenge Kleidungsregeln, die Gesichtsverschleierung und vollständige Bedeckung vorschreiben. Akhundzada kündigte im März 2024 sogar an, Steinigungen bei angeblichen moralischen Vergehen wieder einzuführen.
Auch Unterstützerinnen und Männer unter Druck
Die Anklage richtet sich nicht nur wegen der Unterdrückung von Frauen. Auch Menschen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, geraten ins Visier. Der Gerichtshof nennt gezielte politische Repression gegen „Unterstützerinnen von Mädchen und Frauen“. Laut Berichten werden Männer und Jungen ebenfalls bestraft – etwa durch Gewalt oder Inhaftierung – wenn sie Kleidung oder Frisuren tragen, die als „unislamisch“ gelten. Kinderehen und willkürliche Festnahmen von misshandelten Frauen nehmen laut Amnesty International spürbar zu.