Horst Köhler im Alter von 81 Jahren verstorben

by Rudolph Angler
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Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist im Alter von 81 Jahren verstorben. Er erlag am Samstagmorgen einer kurzen, schweren Krankheit, teilte das Bundespräsidialamt mit.

Köhler übernahm 2004 das höchste Amt im Staat und wurde 2009 erneut gewählt. Doch am 31. Mai 2010 trat er überraschend zurück. Sein Rücktritt war ein einmaliges Ereignis in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Verstorbenen als „Glücksfall für unser Land“. In einem Kondolenzschreiben an seine Witwe Eva Luise Köhler betonte er: „Wir sind zutiefst dankbar, dass Horst Köhler unser neunter Bundespräsident war. Er hat Deutschland viel gegeben.“

Ein Leben zwischen Wirtschaft und Politik

Horst Köhler war der erste Bundespräsident ohne Parteizugehörigkeit. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler begann 1976 seine Beamtenlaufbahn im Bundeswirtschaftsministerium. 1990 wurde er Staatssekretär unter Finanzminister Theo Waigel (CSU).

Als Chefunterhändler Deutschlands trug Köhler maßgeblich zum Maastricht-Vertrag und zur Europäischen Währungsunion bei. 1993 wechselte er in die Finanzwelt und wurde Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Danach leitete er die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London.

Im Jahr 2000 übernahm er den Posten als Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF). Vier Jahre später wurde er neunter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, als Nachfolger von Johannes Rau.

Köhlers Rücktritt und sein Engagement für Afrika

Nach seiner Wiederwahl 2009 gab Köhler 2010 überraschend sein Amt auf. Der Auslöser war ein Interview, das er während eines Bundeswehr-Besuchs in Afghanistan gab. Dort erklärte er, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr auch der Wahrung wirtschaftlicher Interessen dienen könnten.

Diese Äußerung löste scharfe Kritik aus. Manche sahen darin eine Rechtfertigung für den Afghanistan-Einsatz. Köhler bestritt dies, empfand aber die öffentliche Debatte als Beschädigung seines Amtes und zog die Konsequenzen.

Seine Herzensangelegenheit blieb Afrika. Schon als IWF-Chef setzte er sich für eine gleichberechtigte Partnerschaft mit dem Kontinent ein. Nach seiner Präsidentschaft blieb er diesem Engagement treu. Von 2017 bis 2019 wirkte er als UN-Sonderbeauftragter für den Westsahara-Konflikt.

Köhler äußerte sich kaum zu innenpolitischen Fragen nach seinem Rücktritt. Sein Einsatz für den Klimaschutz zeigte sich 2021, als er die Schirmherrschaft für den ersten Bürgerrat für Klimapolitik übernahm. Gemeinsam mit seiner Frau gründete er eine Stiftung zur Erforschung seltener Krankheiten.

Bundespräsident Steinmeier würdigte besonders Köhlers Einsatz für Afrika. „Er glaubte an eine Partnerschaft auf Augenhöhe, frei von kolonialen Denkmustern. Damit war er seiner Zeit voraus.“

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