Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Zinsen am Donnerstag wahrscheinlich um 25 Basispunkte auf 2,75 % senken. Mit dieser Maßnahme reagiert sie auf die nachlassende Inflation, die sich dem Ziel von 2 % nähert, und auf schwaches Wirtschaftswachstum.
Der Einlagensatz, derzeit bei 3 %, würde damit den niedrigsten Stand seit Februar 2023 erreichen. Die EZB sieht die Zinssenkung als notwendigen Schritt, um die Konjunktur zu unterstützen.
Doch die neuen Handelszölle der USA könnten die wirtschaftlichen Aussichten der Eurozone verschlechtern und die geldpolitischen Entscheidungen der EZB erschweren.
Weitere Zinssenkungen in 2025 wahrscheinlich
Analysten erwarten, dass die EZB die Zinsen in den kommenden Monaten weiter senken wird. Sven Jari Stehn von Goldman Sachs rechnet mit einer weiteren Senkung um 25 Basispunkte im März. Bis Juli könnten die Zinsen laut seiner Prognose auf 1,75 % sinken.
Auch ING-Analyst Francesco Pesole hält eine dovishe Botschaft der EZB für möglich, die den Weg für niedrigere Zinsen ebnen würde. Die Bank of America erwartet Zinssenkungen im Januar und März, wobei ein Leitzins von 1,5 % oder darunter erreicht werden könnte.
Ruben Segura-Cayuela, Ökonom bei der Bank of America, warnte jedoch, dass die Volatilität der Kerninflation mögliche Zinssenkungen verzögern könnte. Die EZB werde künftige Entscheidungen stark von neuen Wirtschaftsdaten abhängig machen.
US-Handelszölle als neue Herausforderung für die EZB
Berichte über geplante US-Handelszölle belasten die europäische Wirtschaft und könnten die Strategie der EZB beeinflussen. US-Finanzminister Scott Bessent plant Zölle, die bei 2,5 % beginnen und schrittweise bis auf 20 % steigen könnten.
Diese Maßnahmen könnten die Exporte der Eurozone in wichtigen Sektoren wie Maschinenbau und Pharmaindustrie schwächen. Präsident Donald Trump hat sogar „weit höhere“ Zölle angedeutet, die sich auf Produkte wie Stahl, Kupfer und Halbleiter erstrecken könnten.
Die Nachricht über die Zölle führte zu einem Rückgang des Euro, der von 1,05 auf 1,0430 gegenüber dem Dollar fiel. Experten sehen durch die Unsicherheit über die Handelspolitik kurzfristig hohe Wechselkursvolatilität.
Die Auswirkungen der Zölle auf die Inflation bleiben unklar. ABN Amro-Ökonom Bill Diviney prognostiziert eine deflationäre Wirkung durch geringeren globalen Handel und niedrigere Rohstoffpreise. Auch François Villeroy de Galhau, Gouverneur der Banque de France, erwartet nur geringe Inflationsrisiken durch die US-Maßnahmen.
„Wir halten es für wahrscheinlich, dass die EZB den Leitzins letztlich auf 1 % senken wird“, so Diviney abschließend. Trotz der Unsicherheiten bleibt das Ziel der EZB, wirtschaftliche Stabilität und Wachstum in der Eurozone sicherzustellen.