Ein von Donald Trump angekündigter Importzoll von 30 Prozent auf EU-Waren könnte nach Einschätzung der Europäischen Kommission den Handel zwischen Europa und den USA fast vollständig zum Erliegen bringen.
Zollandrohung gefährdet Milliardenmarkt
EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič sprach am Montag in Brüssel von einem massiven Einschnitt. Ein solcher Zollsatz mache den Handel „nahezu unmöglich“ – aktuell wechseln täglich Waren im Wert von 4,4 Milliarden Euro die Seiten des Atlantiks.
Die EU will dennoch bis zum 1. August weiterverhandeln. „Jeder Tag, jede Minute zählt“, sagte Šefčovič nach Gesprächen mit den Handelsministern. Noch vor wenigen Tagen sei man von einem Kompromiss mit zehn Prozent Zöllen ausgegangen.
EU setzt Gegenmaßnahmen vorerst aus
Die EU hat geplante Strafzölle auf US-Produkte im Wert von 21 Milliarden Euro vorerst verschoben. Sie hätten ursprünglich am Montag in Kraft treten sollen. Nun will man Trump bis Anfang August Zeit geben – in der Hoffnung auf ein Einlenken.
Gleichzeitig laufen Vorbereitungen für weitere Reaktionen. Im Raum stehen zusätzliche Strafzölle auf US-Importe im Wert von bis zu 72 Milliarden Euro. Details nannte die EU-Kommission bislang nicht.
Mitglieder reagieren unterschiedlich – Einigkeit in der Strategie
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach sich für ein entschlosseneres Vorgehen aus und forderte, das sogenannte Anti-Kompensations-Instrument der EU notfalls einzusetzen. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz zeigte sich besorgt – insbesondere wegen der deutschen Exportwirtschaft.
Die deutsche Industrie- und Handelskammer warnte: Sollte die Zollpolitik Trumps Realität werden, könnten die deutschen US-Exporte monatlich um fast eine Milliarde Euro sinken.
Andere Länder wie Italien und Litauen mahnten zur Vorsicht. Ein eskalierender Handelsstreit könne auch sicherheitspolitische Folgen haben, so Litauens Außenminister Keṣtutis Budrys. Man müsse weiterhin gemeinsame Herausforderungen mit den USA angehen – von der Rüstungszusammenarbeit bis zur Bekämpfung synthetischer Drogen.
Auch Großbritannien im Sog der Debatte
Obwohl Großbritannien ein separates Handelsabkommen mit den USA unterhält, wäre auch die britische Wirtschaft betroffen.
Laut dem Ökonomen Matthew Allen sei das Vereinigte Königreich eng in EU-Lieferketten eingebunden. „Viele britische Unternehmen verarbeiten europäische Komponenten, bevor sie in die USA exportieren – das könnte jetzt zum Problem werden.“