Die Europäische Kommission hat ein neues Emissionshandelssystem (ETS2) angekündigt, das ab 2027 in Kraft tritt. Es zielt darauf ab, die Emissionen im Straßenverkehr und bei der Gebäudebeheizung zu senken. Diese beiden Sektoren sollen jährlich auf über eine Milliarde Tonnen CO2 begrenzt werden. Das bedeutet, dass Anbieter in einem neuen Kohlenstoffmarkt um Emissionszertifikate konkurrieren müssen. Dies könnte jedoch zu höheren Kraftstoffpreisen führen, es sei denn, die Regierungen reagieren schnell und senken die Nachfrage.
Emissionsobergrenze und der Kohlenstoffmarkt
Die Europäische Kommission hat für das erste Jahr des Systems eine Emissionsobergrenze von mehr als einer Milliarde Tonnen CO2-Äquivalent festgelegt. Dies entspricht der Menge an Zertifikaten, die zur Versteigerung angeboten werden. Insgesamt beliefen sich die Emissionen der EU im Jahr 2023 auf etwa 3,2 Milliarden Tonnen, was eine Reduktion von 8 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Der Fokus des neuen Systems liegt auf den Sektoren Verkehr und Gebäudeheizung, da diese besonders hohe Emissionen verursachen, die bisher nur schwer zu senken sind.
Das neue ETS2 baut auf dem älteren EU-Emissionshandelssystem (ETS) auf, das vor fast 20 Jahren eingeführt wurde. Dieses System verpflichtet insbesondere Industrieunternehmen dazu, für jede ausgestoßene Tonne CO2 zu zahlen. Das ETS2 richtet sich jedoch auf den Verkehr und die Gebäudeheizung, da hier die Emissionsreduktionen langsamer voranschreiten.
Langfristige Klimaziele und soziale Aspekte
Das ETS2 ist ein wesentlicher Bestandteil der EU-Klimaziele. Bis 2030 sollen die Emissionen im Straßenverkehr und bei der Gebäudebeheizung um 42 % im Vergleich zu 2005 gesenkt werden. Laut Eleanor Scott von der Denkfabrik Carbon Market Watch wird das ETS2 eine zentrale Rolle dabei spielen, die EU-Klimaziele für 2040 zu erreichen. Es soll helfen, die Preise für erneuerbare Energien zu senken und gleichzeitig Gelder für soziale Klimapolitik bereitzustellen.
Die Emissionen von Haushalten in der EU sind laut dem Buildings Performance Institute Europe zwischen 2015 und 2022 nur um 12 % gesenkt worden, trotz zahlreicher Vorschriften zur Energieeffizienz. Der Straßenverkehr, der etwa ein Fünftel der Gesamtemissionen ausmacht, hat ebenfalls nur wenig Fortschritte gezeigt.
Das neue System hat jedoch Bedenken ausgelöst, insbesondere in Bezug auf die zu erwartenden höheren Kraftstoffpreise. Eleanor Scott warnt, dass das ETS2 nicht die alleinige Lösung darstellt und fordert ergänzende Maßnahmen. Diese Maßnahmen sollen die Nachfrage nach Emissionszertifikaten senken, was die Preissteigerungen auf dem Kohlenstoffmarkt abmildern könnte.
Peter Liese, ein Abgeordneter der Mitte-Rechts-Partei, bleibt trotz der Kritik an anderen Aspekten der Umweltpolitik dem ETS2-Gesetz treu. Doch einige Mitgliedstaaten haben das System noch nicht schnell genug umgesetzt. Im Juli musste die Europäische Kommission Vertragsverletzungsverfahren gegen mehrere Länder einleiten, da diese die überarbeitete ETS-Richtlinie nicht fristgerecht umgesetzt hatten.
Scott schlägt vor, dass gut durchdachte soziale Klimamaßnahmen notwendig sind, um das System gerecht zu gestalten und die öffentliche Unterstützung zu sichern. Der Sozialklimafonds (SCF) wird 86,7 Milliarden Euro bereitstellen, um Menschen in Energiearmut oder mit hohen Transportkosten zu unterstützen. Zudem wird die Verwendung der restlichen Einnahmen aus dem ETS2, die bei über 200 Milliarden Euro liegen könnten, entscheidend für die Fairness des Systems und die Sicherstellung der öffentlichen Zustimmung sein.