Chinesischer Autobauer Chery erwägt Bau einer Fabrik im Vereinigten Königreich

by David Meier
0 comments

Der chinesische Autohersteller Chery Auto prüft den Bau eines zweiten europäischen Werks im Vereinigten Königreich, als Teil einer umfassenden „Lokalisierungsstrategie“. Dies geschieht vor dem Hintergrund zunehmender Zölle im Handel mit den USA und der EU.

Expansionspläne in Großbritannien

Chery hat seine Marken Omoda und Jaecoo erst im September 2024 in Großbritannien eingeführt. Seither ist das Unternehmen laut UK-Direktor Victor Zhang bereits in 75 Showrooms vertreten und habe sich 2 % Marktanteil im Elektrofahrzeugsegment gesichert.

Zhang erklärte beim jährlichen Branchentreffen der Society of Motor Manufacturers and Traders in London:

„Wenn wir hier als Marke langfristig präsent sein wollen, gehört [die lokale Produktion] einfach dazu.“

Chery befinde sich aktuell in Gesprächen mit relevanten Partnern und Behörden über eine mögliche Produktionsstätte. Es sei „alles offen“.

Lokale Produktion als Reaktion auf Handelspolitik

Ein möglicher Fabrikbau in Großbritannien würde auch auf wirtschaftspolitische Veränderungen reagieren. Aufgrund der von Donald Trump wieder eingeführten US-Zölle (u. a. 25 % auf britischen Stahl und 10 % auf Fahrzeuge) suchen chinesische Hersteller nach alternativen Exportwegen.

Zhang zufolge zeigen britische Kunden großes Interesse an chinesischen Autos:

„40 % der Kunden sind offen für chinesische Marken.“

Chery will dieses Potenzial nun nutzen, um sich im britischen Markt stärker zu verankern. Besonders hervorgehoben wurde ein „super Hybridmodell“ mit bis zu 90 Meilen rein elektrischer Reichweite.

Zunehmende chinesische Investitionen in Europa

Chery ist nicht allein:

  • BYD errichtet derzeit ein Werk in Ungarn.
  • Omoda betreibt ein Joint Venture mit Ebro in Spanien.
  • Geely hat bereits über 3 Milliarden Pfund in den britischen Sportwagenhersteller Lotus investiert.
  • Der Batteriehersteller EVE Energy plant über 1 Milliarde Pfund für eine Fabrik bei Coventry.

Diese Investitionen zielen darauf ab, Handelsbarrieren zu umgehen – insbesondere die EU-Strafzölle auf E-Autos aus China, die im Sommer 2024 eingeführt wurden.

Politische Reaktionen und Ausblick

Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds räumte ein, dass noch „viel Arbeit“ nötig sei, um die Zölle zwischen Großbritannien und den USA vollständig abzubauen. Ein neues Handelsabkommen, das am Montag in Kraft tritt, senkt den US-Autozoll von 27,5 % auf 10 %, bleibt aber weiterhin ein Wettbewerbsnachteil im Vergleich zur Zeit vor Trumps “Befreiungstag”.

Sherard Cowper-Coles, Vorsitzender des China-Britain Business Council, sprach von wachsendem Interesse chinesischer Investoren in Großbritannien – als direkte Folge von Trumps protektionistischer Politik.

Er kündigte zudem hochrangige Besuche an: Premierminister Rishi Sunak soll bald nach China reisen, vorbereitet durch einen Besuch des nationalen Sicherheitsberaters Jonathan Powell im Juli. Auch Wirtschaftsminister Reynolds wird im September an der gemeinsamen Wirtschafts- und Handelskommission mit China teilnehmen.

You may also like