Ein Luchs im Berner Oberland greift Schafe an. Die Situation spitzt sich zu. Bauern fordern den Abschuss – und kritisieren die Behörden.
Auf der Alp Tschingel beginnt der Ärger
Mehrere Schafe wurden auf der Alp Tschingel bei Kandergrund gerissen. Dahinter steckt ein Luchs, der sich offenbar auf Nutztiere spezialisiert. Die Vorfälle sorgen für heftige Diskussionen in der Region. Im Zentrum steht die kantonale Jagdinspektorin Nicole Imesch. Betroffene Schafhalter stellen ihre Eignung infrage. Ein Schreiben mit klaren Forderungen liegt dem zuständigen Regierungsrat Christoph Ammann vor. Die Tierhalter erwarten bis Anfang August eine Antwort auf ihren Protest.
“Der Luchs muss noch diesen Sommer weg”
Die betroffenen Halter üben scharfe Kritik an der Wildhut. Imesch sei nicht erreichbar gewesen und habe Vereinbarungen gebrochen. Es fehle jegliches Verständnis seitens der Behörde. Man habe Vergrämungsmittel eingesetzt – ohne Erfolg. Nun fordern die Tierhalter den sofortigen Abschuss des Luchses. Ein Alpbauer kündigt an, seine Tiere 2026 nicht mehr auf die Alp zu bringen, sollte nichts geschehen. Rückendeckung erhalten die Halter von einer Vereinigung, die sich gegen Grossraubtiere engagiert. Sie verlangt, dass der Kanton den Abschuss genehmigt – trotz nicht erfüllter Mindestanzahl an gerissenen Tieren.
Behörden bleiben vorsichtig – der Bund entscheidet mit
Der Kanton verweist auf geltende Vorschriften. Erst ab einer bestimmten Zahl an Rissen darf geschossen werden. Diese Zahl sei noch nicht erreicht. Eine Ausnahme sei derzeit nicht zulässig. Der Luchs zeige zwar auffälliges Verhalten, doch fehle es an klaren Nachweisen. Für eine Ausnahme brauche es die Zustimmung des Bundes. Erste Signale deuten darauf hin, dass Bern keine frühzeitige Tötung unterstützen würde. Zu den persönlichen Vorwürfen gegen die Jagdinspektorin nimmt der Kanton momentan keine Stellung.
Luchs ist selten Problem – Wolf bleibt grösseres Thema
Wildtierbiologe Fridolin Zimmermann von der Stiftung Kora erklärt die Lage. Luchse jagen in der Regel Rehe und Gämsen. Nur einzelne Tiere greifen Schafe oder andere Nutztiere an. Im Vergleich zum Wolf verursachen Luchse deutlich weniger Schaden. Im Mittelland können junge, verwaiste Tiere Probleme machen. Sie erbeuten mitunter leicht zugängliche Tiere wie Kaninchen oder Hühner. Für Menschen bleibt der Luchs völlig ungefährlich.
Schutzmassnahmen helfen in gefährdeten Gebieten
Zimmermann betont, dass Elektrozäune und Herdenschutzhunde in Risikozonen wirksam schützen können. Ein flächendeckender Schutz sei jedoch nicht nötig. Die Zahl der Luchsangriffe sei insgesamt zu gering.
Luchs sorgt nur selten für politische Debatten
Der Luchs gerät nur selten in den Fokus öffentlicher Kritik. Ganz anders als der Wolf, der regelmässig für Aufregung sorgt. Im Kanton Bern liegt der letzte grosse Luchs-Streit rund 25 Jahre zurück. Damals schickte ein Wilderer anonym Luchspfoten an die Behörden. Nun steht der Kanton erneut unter Druck – mit Forderungen, die kaum Spielraum lassen.