„Esst mehr Schweizer Pflanzen – nur dann bauen wir sie auch an“, forderten heute mehrere Landwirtschaftsverbände in Pieterlen. Monika und Urs Tellenbach pflanzen neben Zuckerrüben und Soja auch Linsen, Kichererbsen und Hirse an. Die Kichererbsenernte fällt dieses Jahr erfreulich aus – doch solche Erfolge bleiben selten. Wetter und Marktbedingungen erschweren den Anbau. Der Schweizer Bauernverband (SBV), Bio Suisse und IP Suisse fordern darum höhere Importzölle. SBV-Direktor Martin Rufer betonte: Ohne Grenzschutz sei die Produktion wirtschaftlich nicht tragbar.
Ökonom setzt auf Innovationsfonds statt Zölle
ETH-Ökonom Lukas Fesenfeld widersprach höheren Zöllen. Er schlug einen Innovationsfonds für pflanzenbasierte Lebensmittel vor. Damit könnten Landwirte, Käsereien oder Bäckereien gemeinsam neue Produkte entwickeln. So ließe sich die lokale Wertschöpfung erhöhen. Zusätzlich empfiehlt Fesenfeld ein „Experimentalbudget“, das Versuchsanbau fördert und Risiken abfedert. Die Umstellung vom Tier- auf Pflanzenbau erfordere Mut – und passende finanzielle Rahmenbedingungen.
Strukturwandel braucht Mut und Rückhalt
Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli erklärte, Betriebe seien jahrzehntelang auf Tierproduktion ausgerichtet worden. Eine rasche Umstellung auf Pflanzen falle vielen schwer. Darum brauche es ein Umdenken entlang der gesamten Lebensmittelkette – vom Feld bis zum Teller. Ideen gebe es viele, doch noch stecke vieles in der Erprobung. Auch Bauer Tellenbach wagte Neues: Er versuchte sich an Chia-Samen – der Versuch scheiterte. Damit solche Risiken nicht allein auf den Bauern lasten, müssten Konsumenten bewusst mehr heimische Pflanzenprodukte wählen. Nur so bleibe der Anbau in der Schweiz lebendig.