Australien setzt strenges Social-Media-Verbot für Kinder unter 16 Jahren durch

by Jerry Jackson
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Australien hat ein wegweisendes Gesetz verabschiedet, das Kindern unter 16 Jahren die Nutzung sozialer Medien vollständig untersagt. Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok müssen Minderjährige von ihren Diensten ausschließen oder riskieren Geldstrafen von bis zu 49,5 Millionen australischen Dollar (32 Millionen US-Dollar). Die Regelung, die in einer Testphase ab Januar 2024 erprobt wird, tritt im folgenden Jahr endgültig in Kraft.

Das Gesetz ist eine Reaktion auf zunehmende Besorgnis über die negativen Auswirkungen sozialer Medien auf die mentale Gesundheit junger Menschen. Im Gegensatz zu anderen Ländern, die elterliche Zustimmung für minderjährige Nutzer fordern, setzt Australien mit einem vollständigen Verbot klare Grenzen.

Öffentliche Unterstützung und kritische Stimmen

Eine breite Mehrheit der australischen Bevölkerung befürwortet das Verbot. Laut Umfragen unterstützen 77 % der Australier die Maßnahme. Initiativen wie die Kampagne „Lasst sie Kinder sein“, getragen von Rupert Murdochs News Corp, verstärkten die öffentliche Zustimmung. Eltern, die persönliche Tragödien durch Cybermobbing erlebt haben, zählen zu den prominentesten Unterstützern. Ali Halkic, dessen Sohn nach Online-Mobbing Suizid beging, bezeichnete das Gesetz als einen notwendigen Schritt, um Eltern wieder mehr Kontrolle zu geben.

Kritik kommt jedoch von Jugendorganisationen, Datenschützern und Akademikern. Sie warnen, dass besonders gefährdete Gruppen wie LGBTQIA- und Migrantenjugendliche von unterstützenden Netzwerken ausgeschlossen werden könnten. Datenschützer befürchten außerdem, dass die Altersüberprüfung durch verstärkte Datenerfassung die Grundlage für staatliche Überwachung schaffen könnte. Als Reaktion auf diese Bedenken sieht das Gesetz vor, dass Plattformen Alternativen zur Verifizierung über Ausweisdokumente anbieten müssen.

Jugendliche äußern ebenfalls gemischte Meinungen. Enie Lam, eine 16-jährige Schülerin aus Sydney, kritisierte, dass das Verbot eher dazu führen werde, dass Jugendliche auf riskantere und unregulierte Plattformen ausweichen. Sie warnte davor, dass technikaffine junge Menschen Wege finden würden, Sperren zu umgehen.

Herausforderungen für Technologieunternehmen und politische Spannungen

Für Tech-Unternehmen stellt das Gesetz erhebliche Herausforderungen dar. Meta, die Muttergesellschaft von Facebook und Instagram, kritisierte den Mangel an Konsultation und warf der Regierung vor, bestehende Schutzmaßnahmen sowie die Perspektiven junger Nutzer ignoriert zu haben. Andere Plattformen wie TikTok und X (ehemals Twitter) äußerten sich bislang nicht. YouTube, das vor allem im Bildungsbereich genutzt wird, erhielt eine Ausnahme von der Regelung.

Auch die internationale Dimension des Gesetzes sorgt für Spannungen. Elon Musk, Eigentümer von X, äußerte sich kritisch und bezeichnete das Verbot als möglichen Versuch, die Internetnutzung in Australien umfassend zu kontrollieren. Die meisten betroffenen Technologieunternehmen sind in den USA ansässig, was die Beziehungen zwischen Australien und seinem Verbündeten belasten könnte.

Gleichzeitig unterstreicht das Verbot Australiens Bereitschaft, Big Tech konsequent zu regulieren. Das Land hat bereits mit früheren Maßnahmen wie der Einführung von Lizenzgebühren für Nachrichtenmedien und der Bekämpfung von Online-Betrug weltweites Aufsehen erregt.

Ein globaler Präzedenzfall mit ungewissen Folgen

Australien übernimmt mit diesem Verbot eine Vorreiterrolle in der Regulierung sozialer Medien und setzt neue Maßstäbe im Jugendschutz. Befürworter sehen darin einen entscheidenden Schritt, um die mentale Gesundheit junger Menschen zu schützen. Kritiker warnen jedoch vor unbeabsichtigten Konsequenzen wie der Isolation gefährdeter Jugendlicher oder der Nutzung riskanter Alternativen.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Australien die mit dem Gesetz verbundenen Herausforderungen meistern kann. Die Welt wird genau beobachten, wie effektiv diese Maßnahme umgesetzt wird und welche Auswirkungen sie auf internationale Debatten über den Schutz junger Menschen im digitalen Raum haben könnte.

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