Dollar fällt auf Drei-Jahres-Tief, während FTSE 100 Rekordhoch erreicht

by David Meier
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Vertrauen in US-Wirtschaft schwindet – Anleger flüchten in andere Märkte

Der US-Dollar fiel am Donnerstag auf den niedrigsten Stand seit über drei Jahren, während der britische Leitindex FTSE 100 mit 8.884 Punkten ein neues Rekordhoch erreichte. Auslöser war die Kombination aus einem schwächelnden US-Arbeitsmarkt, sinkender Inflation und einer zunehmend unberechenbaren US-Handelspolitik unter Donald Trump.

Trumps erneute Drohung, länderbezogene Zölle in den kommenden Wochen einseitig einzuführen, verstärkte die Unsicherheit an den Märkten. Er kündigte an, betroffene Länder innerhalb von „eineinhalb bis zwei Wochen“ schriftlich über neue Zollregelungen zu informieren.

Deutlicher Verkaufsdruck auf den Dollar

Der Dollar verlor fast 1 % gegenüber dem Yen und dem Euro, was einem Jahresverlust von rund 10 % gegenüber einem Währungskorb entspricht. Kit Juckes, Devisenstratege bei Société Générale, sprach von „eindeutig starkem Verkaufsdruck“ auf den Dollar. Grund sei unter anderem die Erwartung, dass die Federal Reserve schneller als geplant die Zinsen senken könnte, nachdem die Verbraucher- und Produzentenpreise gefallen sind.

Zusätzlich stieg die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe im Wochendurchschnitt auf 240.250, den höchsten Wert seit August 2023. Analysten sehen darin ein weiteres Zeichen für eine abkühlende US-Konjunktur.

Anleger drehen sich vom „TINATA“-Prinzip ab

Neil Wilson von Saxo Markets sieht in der aktuellen Entwicklung ein globales Umdenken: „Erstmals seit Jahren stellen Investoren das Prinzip ‘There Is No Alternative To America’ (TINATA) infrage.“ Stattdessen gewinne geografische Diversifikation an Bedeutung – auch wegen der politischen Unsicherheiten in den USA. Aktien außerhalb der USA, etwa im britischen FTSE 100, profitierten dadurch.

Handelskonflikte mit Indien und neue Chancen für Großbritannien

Parallel geraten die USA und Indien in Streit über Zölle auf Stahl, Aluminium und Medikamente. Berichten zufolge forderten die USA u. a. die Lockerung von Preisregeln für Medizintechnik und die Einfuhr gentechnisch veränderter Pflanzen, was Delhi ablehnt. Ein Scheitern der Verhandlungen könnte in beiderseitigen Strafzöllen enden.

Gleichzeitig profitiert Großbritannien von einem neuen bilateralen Handelsabkommen, das Trump mit Premier Keir Starmer abgeschlossen hat. Britische Autoexporte sollen bald von US-Zöllen befreit werden, während das Vereinigte Königreich US-Rindfleisch und Ethanol großzügiger importieren soll. Handelsminister Jonathan Reynolds sprach von einem „bedeutenden Fortschritt“.

Pfund gestärkt – aber Wachstumssorgen bremsen Anstieg

Das Pfund Sterling stieg gegenüber dem Dollar zunächst auf fast 1,36 $, bevor Bedenken über die britische Konjunktur den Aufwärtstrend dämpften. Im April schrumpfte die britische Wirtschaft um 0,3 %, was die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die Bank of England erhöht. Diese tagt nächste Woche, dürfte jedoch erst im August an der Zinsschraube drehen.

Fazit: Währungen unter Druck, Vertrauen in US-Konjunktur bröckelt

Der anhaltende Dollarverfall spiegelt das schwindende Vertrauen in eine stabile US-Wirtschaft unter Trump wider. Hohe Staatsverschuldung, angekündigte Steuersenkungen und außenpolitische Risiken sorgen laut Analyst Vasileios Gkionakis dafür, dass Investoren höhere Zinsen und einen schwächeren Dollar verlangen, um den USA weiterhin Kapital zu leihen. Die Unsicherheit treibt Anleger in andere Märkte – mit unmittelbaren Auswirkungen auf globale Währungen, Aktien und Zinsentscheidungen.

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