Studie warnt: Gletscher verlieren jedes Jahr mehr Wasser als die Welt in 30 Jahren verbraucht

by Richard Parks
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Die Gletscher der Erde schmelzen in alarmierendem Tempo und verlieren jährlich mehr Eis, als die gesamte Menschheit in drei Jahrzehnten an Wasser verbraucht. Eine neue Studie, veröffentlicht in Nature, zeigt, dass seit dem Jahr 2000 fast 7 Billionen Tonnen Gletschereis geschmolzen sind, wodurch der globale Meeresspiegel um fast 2 Zentimeter gestiegen ist. Besonders stark betroffen sind die Alpen, was die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen unterstreicht.

Gletscher schmelzen schneller als je zuvor

Seit der Jahrtausendwende haben Gletscher weltweit mehr als 6.500 Milliarden Tonnen Eis verloren – das entspricht einem Rückgang von 5 Prozent ihrer Gesamtmasse. Die Schmelzrate hat sich in den letzten zehn Jahren erheblich beschleunigt: Zwischen 2000 und 2011 verloren die Gletscher jährlich etwa 231 Milliarden Tonnen Eis, während dieser Wert von 2012 bis 2023 auf 314 Milliarden Tonnen pro Jahr anstieg. Im Jahr 2023 erreichte der Eisverlust mit 548 Milliarden Tonnen ein Rekordniveau.

Laut Studienautor Tyler Sutterley verschwinden Gletscher, die seit Jahrtausenden existieren. Die Untersuchung, durchgeführt von der Glacier Mass Balance Intercomparison Exercise (GlaMBIE), zeigt, dass der Gletscherschwund mittlerweile sogar schneller verläuft als der Eisverlust in Grönland und der Antarktis.

Einige Regionen sind besonders betroffen: Die Alpen haben seit 2000 fast 40 Prozent ihres Gletschereises verloren – die höchste Schmelzrate weltweit. Auch in der Region des Nahen Ostens, in Neuseeland und im westlichen Nordamerika sind die Gletscher um mehr als 20 Prozent geschrumpft.

Steigende Meeresspiegel und globale Folgen

Das Schmelzen der Gletscher ist nach der Ausdehnung der Ozeane durch die Erwärmung des Wassers mittlerweile der zweitgrößte Treiber des Meeresspiegelanstiegs. Die fast 7 Billionen Tonnen geschmolzenes Eis haben den Meeresspiegel bereits um 2 Zentimeter erhöht. Laut NASA ist der globale Meeresspiegel seit 1992 um mehr als 10 Zentimeter gestiegen – und der Anstieg beschleunigt sich weiter.

Professor Andy Shepherd von der Northumbria University warnt, dass jeder zusätzliche Zentimeter des Meeresspiegelanstiegs weltweit 2 Millionen Menschen einem erhöhten Risiko jährlicher Überschwemmungen aussetzt. Die Folgen werden sich in den kommenden Jahrzehnten weiter verschärfen, selbst wenn der Klimaschutz verstärkt wird. Da Gletscher nur langsam auf Klimaveränderungen reagieren, wird ihr Schmelzen auch bei ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen anhalten.

Die Studie macht jedoch deutlich, dass das Ausmaß des zukünftigen Gletscherschwunds von menschlichem Handeln abhängt. Klimaschutzmaßnahmen könnten den Unterschied ausmachen, ob ein Viertel oder fast die Hälfte des weltweiten Gletschereises verloren geht.

“Jedes Zehntelgrad weniger Erwärmung kann Gletscher retten und klimabedingte Schäden reduzieren”, erklärt Hauptautor Michael Zemp. Wissenschaftler fordern daher dringende Maßnahmen zur Reduzierung der Erderwärmung, um die katastrophalen Folgen des Gletscherschwunds auf den Meeresspiegel und die Süßwasserressourcen einzudämmen.

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