Kia gerät in Steuerprobleme in Indien

by Silke Mayr
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Der südkoreanische Autohersteller Kia Motors sieht sich in Indien mit Steuervorwürfen konfrontiert. Die Zollbehörden werfen Kia India vor, Steuern in Millionenhöhe hinterzogen zu haben.

Laut einem Bericht von Reuters könnte der Streitwert bis zu 155 Millionen US-Dollar (125 Millionen Pfund) betragen. Bereits im April letzten Jahres wurde Kia eine entsprechende Mitteilung zugestellt. Kia India erklärte gegenüber der BBC, dass man auf die Forderung bereits mit einer ausführlichen Antwort und umfangreichen Belegen reagiert habe. Weitere Details dazu wurden nicht bekannt gegeben.

Kia betreibt eine Produktionsanlage im südlichen Bundesstaat Andhra Pradesh und hat seit Markteintritt 2019 bereits über eine Million Fahrzeuge in Indien verkauft.

Zollstreit um Fahrzeugteileimport

Reuters berichtet, dass die 432 Seiten umfassende Mitteilung der Behörden Kia vorwirft, Fahrzeugkomponenten für das Modell Carnival in Einzelteilen statt als Komplettsendung eingeführt zu haben. Diese Vorgehensweise führe zu deutlich niedrigeren Zollabgaben.

Indien stellte im vergangenen Jahr eine ähnliche Forderung in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar an Skoda Auto Volkswagen India, eine Tochter des deutschen Automobilkonzerns Volkswagen. Volkswagen hat die Forderung vor dem Obersten Gerichtshof in Bombay angefochten und erklärt, man nutze alle rechtlichen Mittel, um sich zu wehren.

Die zunehmenden Steuerstreitigkeiten und fehlende Mechanismen zur schnellen Beilegung könnten erhebliche Auswirkungen auf ausländische Investitionen in Indien haben. Das Wirtschaftswachstum des Landes hat sich zuletzt verlangsamt. Berechnungen von HSBC Securities zeigen, dass die Netto-Direktinvestitionen (FDI) in Indien im vergangenen Jahr um die Hälfte zurückgegangen sind.

Experten fordern Reformen

Experten sehen in solchen Fällen ein Risiko für ausländische Investoren, die durch die Unsicherheit der indischen Steuerpolitik abgeschreckt werden könnten. “Das Problem wird vor den Gerichten verhandelt, daher wäre es nicht angemessen, die Forderung inhaltlich zu kommentieren”, erklärt Dinesh Kanabar, Steuerexperte und ehemaliger stellvertretender CEO von KPMG Indien.

Besorgniserregend sei jedoch, dass der Streitbeilegungsprozess in Indien mehrere Jahre dauern könne. In dieser Zeit bestehe das Risiko, einen Teil der geforderten Summe vorab zahlen zu müssen.

Um die Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen wieder anzukurbeln, sei es entscheidend, die Rahmenbedingungen für Unternehmen und den Steuerstreitprozess zu verbessern, so Kanabar weiter.

Indien ist in den letzten Jahren in mehrere hochkarätige Steuerstreitigkeiten mit internationalen Unternehmen verwickelt gewesen, die sich oft über Jahre hinzogen. Der bekannteste Fall betraf eine Forderung in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar an Vodafone im Zusammenhang mit dem Kauf der indischen Tochter von Hutchison im Jahr 2007. Das Gericht entschied schließlich zugunsten des britischen Telekomunternehmens.

Auch der schottische Öl- und Gasriese Cairn Energy war in einen langjährigen Streit über eine rückwirkende Steuerforderung von 1,4 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2014 verwickelt. Ein internationales Schiedsgericht entschied zu Gunsten von Cairn, woraufhin die indische Regierung die Forderung im vergangenen Jahr begleichen musste.

“Es braucht mehr Rechenschaftspflicht in den Steuerbehörden, da die Erfolgsquote bei der Verteidigung solcher Forderungen in Berufungsverfahren bislang sehr gering ist”, mahnt Kanabar abschließend.

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