Unzureichende Fortschritte bei Reformen
Albanien kämpft weiterhin mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Korruptionsbekämpfung. Im Jahr 2023 stellte die Staatengruppe gegen Korruption (Greco) fest, dass das Land nur fünf von 24 Empfehlungen vollständig umgesetzt hat. Besonders alarmierend ist, dass sechs Vorschläge gänzlich ignoriert wurden. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) verurteilte Albanien zudem in 71 Fällen wegen Verstößen gegen die Menschenrechtskonvention. Nahezu die Hälfte dieser Fälle betrifft Artikel 6, der das Recht auf ein faires Verfahren schützt.
Diese Zahlen machen deutlich, dass grundlegende Probleme in Albaniens Justiz- und Regierungssystemen die notwendigen Reformen behindern. Experten betonen die Dringlichkeit, strukturelle Schwächen zu beheben, um Transparenz und Gerechtigkeit zu fördern.
Politische Konflikte und ihr Einfluss auf die Gesellschaft
In Albanien werden politische Auseinandersetzungen oft wie Schlachten geführt. Anschuldigungen und einseitige Berichterstattung werden gezielt eingesetzt, um Gegner zu schwächen. Dadurch wird es für die Bevölkerung schwierig, zwischen Fakten und Manipulationen zu unterscheiden. Dieses politisch aufgeladene Klima untergräbt das Vertrauen in die Institutionen des Landes.
Rechtsexperten fordern, politische Einflüsse aus dem Justizsystem zu entfernen. Insbesondere sollten Ernennungen für das Verfassungsgericht und den Justizrat nicht mehr durch Politiker erfolgen. Eine unabhängige Justiz könnte den Weg zu mehr Gerechtigkeit ebnen.
Wachsender öffentlicher Druck auf die Regierung
Trotz der Probleme wächst der Druck der Bevölkerung, gegen Korruption vorzugehen. Analyst Strati sieht dies als positive Entwicklung, warnt jedoch, dass viele Herausforderungen bestehen bleiben. Einige Richter, Staatsanwälte und Mitglieder von Aufsichtsgremien halten weiterhin an undemokratischen Praktiken fest.
Auch politische Korruption ist nach wie vor ein großes Hindernis. Der ehemalige Vizepremierminister Arben Ahmetaj steht wegen Geldwäsche und gefälschter Vermögenserklärungen unter Anklage. Statt Verantwortung zu übernehmen, soll Ahmetaj aus Albanien geflohen sein. Berichten zufolge hat er 150.000 Dollar an eine US-Lobbyfirma gezahlt, um seinen Ruf zu retten. Albanische Medien vermuten, dass er sich derzeit in Lugano, Schweiz, aufhält.
Der Kampf gegen Korruption und für Reformen bleibt eine der größten Herausforderungen Albaniens. Doch das wachsende öffentliche Bewusstsein und die Forderung nach Veränderungen könnten den Wandel beschleunigen. Langfristige Reformen und konsequente Rechenschaftspflicht sind der Schlüssel zu einer besseren Zukunft.