Hat die 60/40-Regel noch einen Platz in Ihrem Altersvorsorge-Portfolio?

by Silke Mayr
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Die 60/40-Regel – 60 % des Portfolios in Aktien und 40 % in Anleihen – ist eine der bekanntesten und bewährtesten Anlagestrategien. Sie basiert auf dem Prinzip der Diversifikation, bei dem Aktien für potenziell höhere, aber volatiler Renditen sorgen, während Anleihen als stabilisierende, sicherheitsorientierte Komponente dienen.

Allerdings geriet diese klassische Strategie 2022 ins Wanken. Aufgrund des dramatischen Rückgangs der Anleihenmärkte hinterfragten viele Investoren, ob die 60/40-Aufteilung noch sinnvoll sei.

Was geschah 2022 mit den Anleihen?

Das Jahr 2022 war für Anleihen eines der schlechtesten in der jüngeren Geschichte. Der S&P 500 verlor 18,6 % seines Wertes, und Anleihen erlitten ebenfalls hohe Verluste. Der Vanguard Total Bond Market Index, der die Gesamtentwicklung des Anleihemarktes abbildet, fiel um 13,7 %. Dieser Rückgang war vor allem auf die steigende Inflation und die Zinserhöhungen der US-Notenbank (Federal Reserve) zurückzuführen.

Anleihen gelten normalerweise als sicherere Anlageform, aber steigende Zinsen machen bestehende Anleihen weniger attraktiv, da neue Anleihen bessere Renditen bieten. Außerdem verringert die Inflation die realen Erträge aus Anleihen, was sie für Investoren weniger interessant macht.

Wird die 60/40-Regel weiterhin empfohlen?

Trotz der schwachen Performance der Anleihen im Jahr 2022 bleibt die 60/40-Regel für viele Experten eine solide Strategie. Die Investmentgesellschaft Vanguard erklärte in einem aktuellen Bericht, dass die 60/40-Aufteilung „ein hervorragender Ausgangspunkt für langfristige Investoren“ ist.

Auch andere Finanzexperten bestätigen dies. Jonathan Lee, Senior Portfolio Manager bei U.S. Bank, sagte, dass die 60/40-Regel immer noch „ein guter Maßstab für ein ausgewogenes Portfolio“ ist. Todd Jablonski, Leiter des Multi-Asset-Investierens bei Principal Asset Management, sieht die 60/40-Regel als „völlig lebendig“ an. Er fügte scherzhaft hinzu, er könnte dazu Mark-Twain-Witze machen, der bekanntermaßen sagte, Berichte über seinen Tod seien „stark übertrieben“.

Die 60/40-Regel basiert auf dem Prinzip der Diversifikation, das besonders für Anleger in der Nähe der Pensionierung wichtig ist. Aktien bieten das Potenzial für hohe Renditen, sind aber auch riskant und schwanken oft stark. Anleihen hingegen sind stabiler, wenn auch weniger lukrativ. Das Zusammenspiel der beiden Anlageklassen soll Risiken ausgleichen und eine solide Grundlage für langfristiges Wachstum schaffen.

Wie haben sich Anleihen im Jahr 2023 entwickelt?

Nach den Turbulenzen von 2022 haben sich die Märkte 2023 wieder erholt. Die Inflation ist etwas zurückgegangen, und die Zinssätze bleiben zwar hoch, aber sie zahlen immer noch gute Renditen auf neue Anleihen. Investoren, die der 60/40-Strategie folgen, haben sich 2023 gut entwickelt.

Laut Jablonski brachte ein typisches 60/40-Portfolio im Jahr 2023 eine Rendite von 17,7 %, und im Jahr 2024 (bis zum 6. November) liegt das Portfolio bereits bei einem Plus von 15,5 %. Das zeigt, dass die 60/40-Strategie immer noch eine vernünftige Wahl für langfristige Investoren darstellt.

Warum steigen die Anleiherenditen?

Der Hauptgrund für die höheren Anleiherenditen in den letzten Jahren ist die steigende Verschuldung der US-Regierung. Durch die hohen Haushaltsdefizite müssen Anleger mehr Zinsen verlangen, um das erhöhte Risiko zu kompensieren. Die Rendite für eine 10-jährige US-Staatsanleihe liegt derzeit bei etwa 4,3 %. Das bedeutet, dass Anleihen jetzt wieder eine attraktive Rendite bieten, die über der Inflationsrate liegt.

„Die Menschen beginnen, sich wieder für Anleihen zu interessieren, weil die Zinsen höher sind als in der Vergangenheit“, erklärte Jonathan Lee. Diese höheren Renditen machen Anleihen wieder zu einer interessanten Option für Investoren, die nach stabileren Erträgen suchen.

Was bedeutet das für die Zukunft der 60/40-Regel?

Die 60/40-Regel wird in Zukunft möglicherweise nicht dieselben überdurchschnittlichen Renditen wie in den letzten Jahren erzielen, da die Aktienmärkte derzeit auf einem hohen Niveau sind und die Zinsen in den kommenden Jahren möglicherweise nicht so stark steigen werden. Dennoch wird erwartet, dass Anleihen in den nächsten zehn Jahren eine größere Rolle spielen als in der Vergangenheit.

Für Investoren, die sich für die 60/40-Strategie entscheiden, könnte das bedeuten, dass sie mit moderateren Aktienrenditen und stabileren, aber weniger spektakulären Anleiherenditen rechnen müssen.

Fazit: Hat die 60/40-Regel noch eine Zukunft?

Trotz der Rückschläge im Jahr 2022 bleibt die 60/40-Regel eine bewährte Strategie für viele Investoren, die langfristige Ziele wie die Altersvorsorge verfolgen. Die Kombination aus Aktien und Anleihen sorgt für ein ausgewogenes Portfolio, das in verschiedenen Marktbedingungen gut abschneiden kann. Auch wenn die Renditen der vergangenen Jahre nicht garantiert sind, bieten Anleihen in der aktuellen Zinssituation wieder eine wertvolle Ergänzung zu einem diversifizierten Portfolio.

Für viele Anleger bleibt die 60/40-Regel daher auch in Zukunft eine solide Grundlage für die Altersvorsorge.

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